Marathon geschafft, aber wie!
Das erste mal überhaupt bin ich der Dame, die vor uns in der Wohnung lebte so richtig dankbar, dass das komplette Badezimmer altersgerecht ist. Das wusste ich vorher gar nicht zu schätzen. Ich muss mich nur die letzten zwei cm auf die Toilettenbrille plumpsen lassen und ich bin gestern doch tatsächlich in die Badewanne rein und auch wieder rausgekommen, ganz ohne Hilfe. Dagegen sind das Sofa und das Bett viel zu niedrig (wer denkt sich denn sowas aus). Da muss ich jetzt immer viel Zeit mitbringen, egal, ob ich einen Bus nehmen und vorher noch einige Treppenstufen runter oder halt Pipi machen und erst noch vom Sofa hochkommen muss. Heute habe ich Franzbrandwein probiert, denn das
Auslaufen hat mir geschwollene Knie beschert, aber sonst keine spürbare Verbesserung gebracht. Dafür habe ich mich gefreut, so viele nach dem Marathon noch einmal zu sehen. Toll haben wir das alle
gemacht! Inzwischen sind ja auch die Fotos online. Ich laufe übrigens direkt hinter dem Mann in Grün ins Ziel ein bei dem Beitrag von der Lokalzeit.
Der Marathon selbst fing gut an. Als dann aber die Sonne rauskam und es ein paar Kilometer so gar keinen Schatten gab, wurd es eng. Die erste Hälfte bin ich in einem 06:19er Schnitt gelaufen, also genau richtig für die Zielzeit. Tja, und dann habe ich Gänsehaut auf der Kopfhaut bekommen und das ist unser, als mein Körper und mein, Warnsignal, dass bald Ende ist und er an seine Grenzen kommt. Ich bin also 10 Minuten mit Gänsehaut auf dem Kopf gelaufen, bis ich eingesehen habe, dass das keinen Sinn macht und habe eine Gehpause eingelegt. Nachdem die Körpertemperatur gesunken ist, ging es besser und ich konnte mir sogar vorstellen, nachdem die erste Verzweiflungswelle über mich gerollt war, noch einmal weiter zu laufen. Bevor ich den Entschluss gefasst hatte, sah es mal kurz nicht
so rosig aus, bzw. hörte sich düster an in meinen Selbstgesprächen. Man kann aber auch schlecht ungestört wütend dahergehen, wenn einem ständig Leute von der Seite aufmunternd zuklatschen. Da kam man ja gleich in Rechtfertigungsnot und da läuft man lieber freiwillig weiter. Das ging mir ziemlich oft so und deshalb war die zweite Hälfte trotz Gehpausen noch recht flott mit 07:18 pro km. Ich hatte also den Entschluss gefasst, irgendwie, egal wie, anzukommen und auf dem Weg Spaß zu haben. Also habe ich mir jede Menge Zeit genommen, mich bei den Zuschauern zu bedanken, mich feiern zu lassen und Quatsch zu machen. Ich habe mich wirklich für jeden Becher Wasser und Iso, jedes Stück Banane und jeden Klatscher bedankt und auch tatsächlich als unglaublich liebe Geste empfunden. Die standen schließlich auch stundenlang in der Hitze rum. Ich war auch was die Musik anging gar nicht mehr wählerisch (!) und hab mich einfach über jede Ablenkung gefreut. Wenn ich jemanden am Straßenrand erkannt habe, hat er oder sie eine dicke Umarmung bekommen. Aber auch Menschen, die mich nicht
kannten haben ihre Bewunderung wohlwollend verkündet. "Wir sind stolz auf dich! Tolle Leistung! Das machst du großartig!" Wirklich rührend. Mit den Mitläufern habe ich mich auch ausgetauscht. Mein ultimativer Gesprächszünder war "Dat is doch nich schön bei der Hitze, wa?" und da haben sich eigentlich alle drauf eingelassen und mir Mut zugesprochen. Ganz besonders habe ich mich auch gefreut Marc und Petra zu begegnen als ich mich schön längst von der Gruppe getrennt hatte. Wir sind ein Stück und auch fast bis zum Ziel gemeinsam 'geganglaufen'. Bei den städtischen Kliniken hatten wir den Stand laut Heinz ja gar nicht mehr nötig. Also ich habe mir noch eine Cola gegönnt und bin dann bis zum Ziel durchgelaufen.
Bei 15 Grad weniger hätte es bestimmt mehr Spaß gemacht, aber es war auch so schön, dabei gewesen zu sein und bis zum Schluss durchgehalten zu haben. Und es hätte ja auch schlimmer kommen können, denn ganz im Gegensatz zu Romeo musste ich mich weder übergeben noch hatte ich
Kreislauf- und Magenprobleme. Aber er hat sich auch durchgekämpft und ist stolz ins Ziel gekommen. Von dem Muskelkater habe ich bestimmt noch länger was. Ich hoffe, dass wir uns auch weiterhin über den Weg laufen, wenn nicht nächsten, dann vielleicht übernächsten Dienstag.
Alles Liebe
Kathrin
Dienstag, 22. Mai 2012
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen